Nur zum Wohl der Aktionäre

Veröffentlicht am 13. August 2025 um 12:15

Nur zum Wohl der Aktionäre 

Mit schwerem Herzen – und noch schwereren Bäuchen – beschlossen die Herren im Vorstand heute, sich dem Wohl der Aktionäre zu widmen. Schließlich hat der Yacht-Diesel auch seinen Preis.

In einer historischen Vorstandssitzung, die schon jetzt als Meilenstein der sozialen Kälte in die Firmengeschichte eingehen dürfte, beschlossen die Herren im Anzug einstimmig: Es wird Zeit, die Belegschaft auszudünnen – natürlich nur, um das seelische und kulinarische Wohlbefinden der Aktionäre zu sichern. Während die Zahlen auf der Börsentafel so grün strahlten wie die frisch gemähten Rasen ihrer Golfplätze, wurden hinter verschlossenen Türen Kündigungspapiere verteilt wie Sektgläser auf einer Betriebsfeier.

 

‚Wir müssen Opfer bringen‘, verkündete der Vorstandsvorsitzende mit ernstem Blick, während er die Gänsestopfleber vorsichtig von der Kante seines Porzellantellers schob. ‚Opfer‘ – damit meinte er selbstverständlich nicht die eigenen Boni, Villen oder den wöchentlichen Champagner-Brunch, sondern das, was in der Bilanz so praktisch unter ‚Personalkosten‘ steht.

 

Schließlich, so betonte man unisono, gehe es nicht um bloßen Profit, sondern um das höhere Ziel: die Aktienkurse auf ein Niveau zu treiben, das selbst den dicksten Bauch noch ein kleines Stück weiter nach vorne wölbt. Für die entlassenen Mitarbeiter bleibe ja immer noch der Trost, dass sie – zumindest theoretisch – Aktionäre werden könnten. Vorausgesetzt, sie finden noch einen Cent zwischen den Sofaritzen.